Zwei über tausend Jahre alte Bibeln aus London im Berliner Bode-Museum
Aktuell werden in der Sonderausstellung „EIN GOTT – Abrahams Erben am Nil“ im Berliner Bode-Museum erstmalig zwei über tausend Jahre alte Bücher in einer Vitrine vom ArtGuardian-System überwacht.
Dabei handelt es sich zum einen um die „Erste Gaster-Bibel“ (900 bis 1000 n.Chr.), eine der frühesten jüdischen illuminierten Handschriften. Zum anderen wird das Karäische Buch des Exodus, auch 2. Buch Moses genannt, (1005 n. Chr.) aus Ägypten gezeigt. Beide Exponate sind Leihgaben des British Library Board.
Diese Leihgaben waren erst durch den Einsatz des ArtGuardian Systems ermöglich worden, denn der Leihgeber hat eine Möglichkeit der permanenten Kontrolle der klimatischen Bedingungen in der verschlossenen Vitrine zur Bedingung für den Verleih gemacht. Mithilfe des ArtGuardian Systems sind die zuständigen Restauratoren in London in Echtzeit in der Lage das Klima in Berlin zu kontrollieren, würden per Mail sofort informiert werden, wenn es eine Verletzung der vereinbarten Grenzen geben sollte.
Der „Persische Teppichhändler auf der Straße“ im Hamburger Bahnhof in Berlin, 19. Sept. 2014 – 01. März 2015
Es ist immer eine Herausforderung, ein besonders empfindliches und zugleich sehr kostbares Werk zu bewegen – auch wenn es nur einen kleinen Weg zurückzulegen hat – ja sogar, wenn es eigentlich im eigenen Hause verbleibt und nur an einen anderen Standort verliehen werden soll.
Hamdi Beys „Persischer Teppichhändler auf der Straße“ ist ein solches sehr kostbares und zugleich empfindliches Werk. Es zeigt den florierenden Antiquitätenhandel Istanbuls mit als Käufer in Erscheinung tretenden Touristen – mit Tropenhelm und Sonnenschirm. Es verbindet auf wundersame Weise feine menschliche Beobachtungsgabe und leisen Humor mit meisterhafter Oberflächenbehandlung und Liebe zum Detail.
Das Gemälde ist sehr wertvoll, denn Osman Hamdi Bey war ein besonderer Künstler. Als Maler gilt er als Begründer einer eigenen türkischen Schule, als Archäologe und Museumsgründer leistete er Pionierarbeit in der Entwicklung der Archäologie auf türkischem Boden und bei der Bewahrung antiken Kulturbesitzes. Auf dem Kunstmarkt erzielen seine Gemälde mittlerweile Preise von vielen Millionen Euro.
Gleichzeitig handelt es sich um ein besonders empfindliches Kunstwerk, denn die verwendete Leinwand und die aufgetragene Grundierung sind sehr dünn und reagieren damit empfindlich auf äußere Einflüsse wie zum Beispiel Schwankungen des Umgebungsklimas.
Als Mariana Castillo Deball, Trägerin des Preises der Nationalgalerie 2013, Ihre Ausstellung „Perergon“ kuratierte, wählte sie eben genau dieses Meisterwerk, den „Persischen Teppichhändler auf der Straße“ als eines der bestimmenden Elemente ihrer Sicht auf die „Biographien von Dingen“. Auf den ersten Blick scheint diese Wahl eine der eher einfach zu realisierenden Stücke der Ausstellung. Ein Gemälde der Nationalgalerie, beheimatet in der Alten Nationalgalerie, wird präsentiert in einem anderen Haus der Nationalgalerie, dem Hamburger Bahnhof. Bei näherer Betrachtung wird jedoch offenbar, dass diese Wahl aus Sicht der Restaurierungswissenschaften beachtliche Herausforderungen mit sich bringt. Ein empfindliches Meisterwerk soll in einem nicht klimatisierten Ausstellungsbereich, der großen Halle im Hamburger Bahnhof, präsentiert werden. Noch dazu im Winter, wenn aufgrund der Beheizung der Räume die relative Luftfeuchte zwangsläufig gefährlich niedrige Werte annehmen würde.
Zwei Maßnahmen haben die Präsentation trotzdem möglich gemacht. Ein isolierender „Klimaumschlag“ mit vorkonditionierter Silicagel-Einlage, der von der verantwortlichen Restauratorin der Alten Nationalgalerie konzipiert worden war und das neue ArtGuardian-System zur permanenten Überwachung der klimatischen Bedingungen am Werk. Der Klimaumschlag – eine Art schmale Vitrine, die mitsamt dem Gemälde in den Zierrahmen eingelegt war – stabilisierte das Mikroklima am Bild auf die in der Alten Nationalgalerie herrschenden Bedingungen – 53 % relative Luftfeuchte. Das ArtGuardian System ermöglichte den verantwortlichen Restauratoren, Frau Krainer und Herrn Noack, Temperatur und Feuchte im Inneren des Umschlags und außen, in der direkten Umgebung des Werkes zu überwachen. So war es möglich, die Wirkung des Umschlags permanent zu überprüfen und gleichzeitig konnte mit einem mobilen Befeuchtungsgerät eingegriffen werden, als die Luftfeuchte in der Ausstellungshalle Werte annahm, die für den historischen Zierrahmen zu gering waren.
Die Ausstellung endet am 1.3.2015 – das Kunstwerk hat die schwierigen Bedingungen gut überstanden und dies war gleichzeitig ein erneuter erfolgreich bestandener Praxistest für das ArtGuardian System.
Rembrandts Jakobssegen reist nach London und Amsterdam, 17. Nov. 2014 – 01. Mai 2015
Der Jakobssegen, eines der bedeutendsten Historienbilder von Rembrandt, sollte zunächst in der National Gallery in London und dann im Rijksmuseum in Amsterdam im Rahmen der spektakulären Ausstellung „Rembrandt – the late Works“ präsentiert werden. Dabei handelt es sich um ein besonders empfindliches Werk, aufgrund einer erheblichen Beschädigung durch ein Säureattentat im Jahre 1977.
Zur besonderen Sicherung des mit 100 Mill. € versicherten Gemäldes wurde ein ArtGuardian-Sensorsystem am Werk befestigt. Ein weiteres System war bereits im Vorfeld in London installiert worden um das aktuelle Klima zu übermitteln.
„Voyage Retour“, Lagos, Nigeria 17. Nov. – 01. Dez. 2013
Neuentwicklungen erfordern stets umfangreiche Funktionstests. Ein derart innovatives System wie das ArtGuardian-System in einem so sensiblen Umfeld wie dem Kunstmarkt benötigt ein besonderes Testprogramm.
Mit der Ausstellungstour Voyage Retour zeigte das Museum Folkwang Ende vergangenen Jahres 80 Jahre dokumentierte, afrikanische Zeitgeschichte in Lagos, Nigeria – definitiv eine Umgebung mit schwierigen klimatischen Randbedingungen für empfindliche Kunstwerke.
Eine Vielzahl von fotografischen Werken eröffnete dabei Blickwinkel im Wandel der Zeit – zwischen Kolonialzeit und globalem Kapitalismus der Gegenwart. Dabei sollte der historische Teil der in Essen gezeigten Ausstellung durch eine lokale Perspektive erweitert werden, die Ausstellung mit den Arbeiten von Wolfgang Weber, Germaine Krull, Robert Lebeck, Rolf Gillhausen, Malick Sidibé und Pieter Hugo sollte Raum für Diskussionen am Ort ihrer Entstehung schaffen. Jedoch ist dieser Ort der Entstehung durch extreme Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet.
Mit der Kombination aus ArtGuardian und dem Protect Plus-Magnetrahmen ist es der HALBE-Rahmen GmbH in Kooperation mit der Fraunhofer-Gesellschaft gelungen, Kunst an jedem Ort der Welt sicher einzurahmen – auch unter diesen Bedingungen.
Mit dem ArtGuardian-System wurde eine 24-h-Kontrolle und Aufzeichnung über Zustand sowie Umgebungsbedingungen des Kunstwerkes ermöglicht. Die Daten konnten via Liveverbindung in Echtzeit von jedem Ort aus abgerufen werden. Auf diese Weise waren Afrika und der Rest der Welt – also das Kunstwerk und sein Restaurator – innerhalb von Sekunden verbunden und die vorhandenen Rahmenbedingungen zu jeder Zeit nachvollziehbar.
In der Abbildung sind die Ergebnisse dieses Referenzprojektes dargestellt. Das Diagramm veranschaulicht die Werte für die relative Luftfeuchte außerhalb und innerhalb des Protect Plus-Magnetrahmens – direkt am Kunstwerk. Es ist gut zu erkennen, dass die relative Luftfeuchte innerhalb des Rahmens trotz extremer Bedingungen im Ausstellungsraum nahezu konstant bei 50% geblieben ist.