Der „Persische Teppichhändler auf der Straße“ im Hamburger Bahnhof in Berlin, 19. Sept. 2014 – 01. März 2015

Artguardian

Es ist immer eine Herausforderung, ein besonders empfindliches und zugleich sehr kostbares Werk zu bewegen – auch wenn es nur einen kleinen Weg zurückzulegen hat – ja sogar, wenn es eigentlich im eigenen Hause verbleibt und nur an einen anderen Standort verliehen werden soll.
Hamdi Beys „Persischer Teppichhändler auf der Straße“ ist ein solches sehr kostbares und zugleich empfindliches Werk. Es zeigt den florierenden Antiquitätenhandel Istanbuls mit als Käufer in Erscheinung tretenden Touristen – mit Tropenhelm und Sonnenschirm. Es verbindet auf wundersame Weise feine menschliche Beobachtungsgabe und leisen Humor mit meisterhafter Oberflächenbehandlung und Liebe zum Detail.
Das Gemälde ist sehr wertvoll, denn Osman Hamdi Bey war ein besonderer Künstler. Als Maler gilt er als Begründer einer eigenen türkischen Schule, als Archäologe und Museumsgründer leistete er Pionierarbeit in der Entwicklung der Archäologie auf türkischem Boden und bei der Bewahrung antiken Kulturbesitzes. Auf dem Kunstmarkt erzielen seine Gemälde mittlerweile Preise von vielen Millionen Euro.
Gleichzeitig handelt es sich um ein besonders empfindliches Kunstwerk, denn die verwendete Leinwand und die aufgetragene Grundierung sind sehr dünn und reagieren damit empfindlich auf äußere Einflüsse wie zum Beispiel Schwankungen des Umgebungsklimas.
Als Mariana Castillo Deball, Trägerin des Preises der Nationalgalerie 2013, Ihre Ausstellung „Perergon“ kuratierte, wählte sie eben genau dieses Meisterwerk, den „Persischen Teppichhändler auf der Straße“ als eines der bestimmenden Elemente ihrer Sicht auf die „Biographien von Dingen“. Auf den ersten Blick scheint diese Wahl eine der eher einfach zu realisierenden Stücke der Ausstellung. Ein Gemälde der Nationalgalerie, beheimatet in der Alten Nationalgalerie, wird präsentiert in einem anderen Haus der Nationalgalerie, dem Hamburger Bahnhof. Bei näherer Betrachtung wird jedoch offenbar, dass diese Wahl aus Sicht der Restaurierungswissenschaften beachtliche Herausforderungen mit sich bringt. Ein empfindliches Meisterwerk soll in einem nicht klimatisierten Ausstellungsbereich, der großen Halle im Hamburger Bahnhof, präsentiert werden. Noch dazu im Winter, wenn aufgrund der Beheizung der Räume die relative Luftfeuchte zwangsläufig gefährlich niedrige Werte annehmen würde.
Zwei Maßnahmen haben die Präsentation trotzdem möglich gemacht. Ein isolierender „Klimaumschlag“ mit vorkonditionierter Silicagel-Einlage, der von der verantwortlichen Restauratorin der Alten Nationalgalerie konzipiert worden war und das neue ArtGuardian-System zur permanenten Überwachung der klimatischen Bedingungen am Werk. Der Klimaumschlag – eine Art schmale Vitrine, die mitsamt dem Gemälde in den Zierrahmen eingelegt war – stabilisierte das Mikroklima am Bild auf die in der Alten Nationalgalerie herrschenden Bedingungen – 53 % relative Luftfeuchte. Das ArtGuardian System ermöglichte den verantwortlichen Restauratoren, Frau Krainer und Herrn Noack, Temperatur und Feuchte im Inneren des Umschlags und außen, in der direkten Umgebung des Werkes zu überwachen. So war es möglich, die Wirkung des Umschlags permanent zu überprüfen und gleichzeitig konnte mit einem mobilen Befeuchtungsgerät eingegriffen werden, als die Luftfeuchte in der Ausstellungshalle Werte annahm, die für den historischen Zierrahmen zu gering waren.
Die Ausstellung endet am 1.3.2015 – das Kunstwerk hat die schwierigen Bedingungen gut überstanden und dies war gleichzeitig ein erneuter erfolgreich bestandener Praxistest für das ArtGuardian System.